Sangiovese: Alles, was Sie über Wein und Rebsorte wissen müssen

Sangiovese: Alles, was Sie über Wein und Rebsorte wissen müssen

November 27, 2024Simon Linke

Die heute verbreitete Bezeichnung "Sangiovese" stammt eigentlich vom lateinischen "Sanguis Jovis", was übersetzt so viel wie "Blut Jupiters" bedeutet. Das lässt zumindest auf die antike Herkunft der Rebe schließen. Heute wird die Rebe auf ein Alter von über 2.500 Jahren geschätzt.

Und tatsächlich: In der Toskana wurde die Rebe angeblich schon vor den Etruskern angebaut. Doch um den Titel ihrer Geburtsstätte streitet die Toskana mit der Provinz Emilia-Romagna. Dort besteht man auf der Theorie, die Rebe sei in der Nähe von Rimini entstanden. Eindeutig fest steht lediglich, dass die Rotweinrebe Sangiovese aus Italien stammt.

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Sangiovese: Ein rätselhafter Italiener betört die Welt

Zahlreiche Versuche, seine Elternreben festzulegen, führen bis heute zu Irritationen. Im Jahr 2004 stellte der Schweizer José Vouillamoz die Theorie auf, hier seien Ciliegiolo und Calabrese die Montenuovo gekreuzt worden. Im Jahr 2007 und 2010 wurde allerdings festgestellt, dass Ciliegiolo selbst eine Kreuzung aus Sangiovese und Moscato Violetto ist.

Im Jahr 2012 ergaben Untersuchungen des Franzosen Thierry Lacombe, dass die Rebe eine Kreuzung der Foglia Tonda mit der Gaglioppo oder der Frappato di Vittoria sein könnte. Doch auch diese Versionen sind noch nicht nachgewiesen, sodass ihre Wurzeln bis heute im Dunkeln liegen. Offiziell dokumentiert wurde das Erscheinen der Rebe erstmals im 16. Jahrhundert. Damals allerdings unter der Bezeichnung Sangiogheto oder Sanghioveto.

Sangiovese Synonyme: So heißt der Wein auch

Heute ist bekannt, dass die Sangiovese-Rebe mit der VIVC-Nummer 10680 außer diesem noch viele weitere Namen trägt. Die berühmtesten Synonyme sind:

  • Brunello
  • Calabrese
  • Chianti
  • Chiantino
  • Lambrusco
  • Montepulciano
  • Morellino
  • Nerino
  • Niella
  • Pignuolo
  • Prugnolo
  • San Gioveto
  • Sangineto
  • Sangiogheto
  • Sangioveto
  • Tabernello
  • Tignolo
  • Uvetta


Sangiovese Rebe: Wissenswertes über die Traubensorte

Erkennen mann man die Sangiovese-Rebe an ihren stark behaarten, hellen Triebspitzen mit einem rötlichen Schimmer. Die Triebe wachsen sehr stark und müssen regelmäßig beschnitten werden. Da sie allerdings eher aufrecht wachsen und nicht stark verholzen kann die Rebe über große Flächen hinweg hervorragend maschinell bearbeitet und beerntet werden.

Die Blätter der Rebe sind mittelgroß, fünflappig und am Rand kaum gezackt. Die jungen hellen und später dann dunkelgrünen Blätter sind auf beiden Seiten geborstet und weisen einen leichten Bronzeschimmer auf.

Die Trauben selbst haben etwa eine mittlere Größe und haben eine zylindrische, tendenziell leicht konische Form. Die mitteldicke, dunkle fast blauschwarze Schale der Beeren weist einen hohen Tannin- und Säuregehalt auf, der sich letztendlich auch deutlich im Wein wiederspiegelt. Durch das recht helle Beerenfleisch haben Sangiovese-Weine allerdings letztendlich meist eine eher hellrote Farbe.

Allgemein ist die Rebe allerdings überaus empfindlich gegenüber Witterung, Klima und Rebkrankheiten. Ansonsten bevorzugt sie sonnige Lagen und leichte Böden mit einem hohen Kalkgehalt. Die Versuche, die Rebe abzuhärten und an unterschiedliche klimatische Bedingungen anzupassen, haben zu einer Vielzahl unterschiedlicher Mutationen und Variationen derselben Rebe geführt.


Sangiovese Anbaugebiete

Da die Rebe äußerst langsam reift und meist erst gegen Anfang Oktober geerntet werden kann, ist sie auf ein warmes Klima angewiesen. Besonders verbreitet ist sie daher in ihrer Heimat Italien, wo sie auf einer Fläche von insgesamt über 100.000 Hektar angebaut wird. Dort bevorzugt Sangiovese Toskana als relativ trockenen Standort mit warmem, mildem Klima.

Weltweit ist die Rebe neben ihrer Heimat mit insgesamt etwa 80.000 Hektar Anbaufläche in sämtlichen Ländern vertreten:

  • Argentinien
  • Australien
  • Brasilien
  • Chile
  • Griechenland
  • Israel
  • Kalifornien
  • Kanada
  • Malta
  • Neuseeland
  • Schweiz
  • Südafrika
  • Thailand
  • Tunesien
  • Türkei
  • Ungarn
  • USA

Allerdings variiert das Klima in diesem Ländern stark. Dies und die Anfälligkeit der Rebe gegenüber klimatischen Veränderungen sind Hauptgründe für die Entstehung etlicher Mutationen der Rebe.

Sangiovese Ausbau und Variationen

Der Ausbau erfolgt sowohl sortenrein, als auch im Verschnitt mit anderen Rebsorten. Besonders häufig werden für die Cuvée international verbreitete Reben verwendet wie etwa Cabernet Sauvignon oder Merlot.

Sämtliche weltweit renommierte aus ihm bestehende Rotweine werden entweder sortenrein gekeltert oder so verschnitten, dass sie einen vorgeschriebenen Pflichtanteil der Sangiovese-Rebe keinesfalls unterschreiten:

  • Brunello di Montalcino (Wird nur sortenrein ausgebaut)
  • Carmignano (Pflichtanteil: mindestens 50 Prozent)
  • Chianti (Pflichtanteil: mindestens 75 Prozent)
  • Chianti Classico (Pflichtanteil: mindestens 80 Prozent)
  • Chianti DOCG (Pflichtanteil: mindestens 70 Prozent)
  • Morellino di Scansano (Pflichtanteil: mindestens 85 Prozent)
  • Rosso Cònero (Kein festgelegter Pflichtanteil)
  • Rosso di Montalcino (Wird nur sortenrein ausgebaut)
  • Rosso di Montefalco di Umbria (Kein festgelegter Pflichtanteil)
  • Rosso Piceno (Kein festgelegter Pflichtanteil)
  • Sangiovese di Romagna (Wird nur sortenrein ausgebaut)
  • Vino Nobile di Montepulciano (Pflichtanteil: mindestens 70 Prozent)
  • Vino Rosso di Montepulciano (Pflichtanteil: mindestens 70 Prozent)
  • Vino Novello di Toscana (Kein festgelegter Pflichtanteil)

Neben dem Verschnitt und dem sortenreinen Ausbau sowie dem Ausbau als junger Wein oder in der Barrique existiert noch eine weitere bedeutende Kategorie: Toskanische Weine, deren Ausbau vorsätzlich von den klassischen italienischen Weinbauvorschriften abweicht um edle, mit "den großen Burgundern" vergleichbare Weine herzustellen, werden als "Supertuscans" bezeichnet.

Sangiovese Geschmack: So schmeckt der italienische Wein

Im Ausbau ist die Sangiovese-Rebe äußerst facettenreich. So können aus ihr sowohl günstige Speiseweine, als auch überaus edle Tropfen entstehen.

Meist weisen Sangiovese Weine eine faszinierende helle bis leuchtend rote Farbe auf. Dank der typischen floral-fruchtigen Noten im Bouquet fällt auch die recht hohe Säure im Gaumen eher mild aus.

Typische Aromen junger Sangiovese-Weine

Junge Weine weisen neben einer leicht bitteren Note besonders fruchtige und blumige Aromen auf:

  • Gewürze
  • Iris
  • Kirsche
  • Kräuter
  • Veilchen

 

Je nach Ausbauart besteht die Möglichkeit, zumindest einen bestimmten Anteil des hohen Tanningehalts abzuschwächen, sodass letztendlich auch durchaus sanfte und weiche Weine entstehen können.

Mit dem Alter gewinnen die Weine allerdings an Tiefe und Eleganz und verlieren einen großen Teil ihres Tanningehalts. Ihr Aroma und ihr Geschmack gewinnt an Konzentration, was sogar an der Farbe der Weine erkennbar ist. So können neben leichteren Speiseweinen auch edle Tropfen entstehen wie beispielsweise der Brunello di Montalcino.

Typische Aromen älterer Sangiovese-Weine

Nach Lagerung im Eichenfass gewinnen reifere Weine wie beispielsweise Sangiovese Reserva edlere und dunklere Noten:

  • Leder
  • Pflaume
  • Pinie
  • Rauch
  • Schokolade
  • Tabak
  • Trüffel
  • Unterholz

 

Diese Speisen passen zum Sangiovese

Als gebürtiger Italienier passt Sangiovese besonders gut zur italienischen Küche. Kein Wunder – denn über Jahrhunderte hinweg entwickelten sich der Wein und die Küche parallel zueinander. Generell ergänzt der vielfältige Rote hervorragend auch mediterrane und teils sogar orientalische Speisen.

Besonders exquisit schmeckt Sangiovese zu Pizza und Pasta. Ein großer Vorteil: Der Saucenvariation sind hierbei kaum Grenzen gesetzt. Ob milde Sahnesaucen, würziges Pesto oder herzhafte tomatenbasierte Saucen – Der vielseitige rote Wunderwein ist in jedem Fall eine exzellente Partie.

Eine seltene Eigenschaft des Sangiovese ist sein ausgezeichnetes Zusammenspiel mit Tomaten und Brot. Diese in Foodpairing-Tipps sonst eher als kompliziert betrachteten Lebensmittel schmecken in seiner Begleitung einfach herrlich. Hinzu kommt, dass sich der facettenreiche Rote mit diversen Fisch- und Fleischgerichten sowie mit unterschiedlichen Käse- und Gemüsesorten verträgt.

Mit einem jungen Sangiovese schmecken vor allem leichte Gerichte mit:

  • Fleisch: Ente, Geflügel, Schinken, Wild
  • Fisch: Lachs
  • Käse: Brie, Camembert, Emmentaler, Gouda, Maasdammer, Tilsiter und ähnlichen
  • Gemüse: Blattgrün, Bohnen, Broccoli, Erbsen, Gurken, Mais, Möhren, Paprika, Pilze, Tomaten
  • Dessert: Crème Brulêe, Eis, Sorbet

Unsere Sangiovese-Empfehlung für einen leichteren Wein.

Ist der Wein etwas reifer schmeckt er auch zu schwereren Gerichten:

  • Deftiges: Aufläufe, Suppen
  • Fleisch: Grillfleisch (auch mit diversen Marinaden), Hackfleisch (auch Bolognese oder Lasagne), Kalb, Lamm, Rind (auch Ragout oder Gulasch), Wildschwein
  • Fisch: Geschmacksintensive Meeresfrüchte, Muscheln und Garnelen
  • Käse: Esrom, Geramont, Gorgonzola, Havarti, President und ähnliche
  • Gemüse: Broccoli, Pilze, Oliven, Tomaten (gekocht, getrocknet oder roh)
  • Dessert: Desserts aus roten Früchten, Zartbitter-Schokolade, schwarze Schokolade

Unsere Sangiovese-Empfehlung für einen reiferen Wein:

Die Vielfalt der Sangiovese-Weine und Cuvées bietet die Möglichkeit, sämtliche auch schwer kombinierbare Gerichte perfekt zu ergänzen.

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