Wein ist ein besonderer Saft. Er atmet Geschichte. Und mit jedem Schluck bekennt sich der bewusste Trinker, Genießer und Kenner dazu. Er dokumentiert Bodenständigkeit, Selbstbewusstsein, Feingefühl, Stil, Geschmack, Geist und neuerdings eben auch Zeitgeist. Wählt er gar einen besonders teuren Tropfen, zeigt er darüber hinaus Großzügigkeit, Wohlstand und Noblesse. Oder wie der Lateiner sagen würde: Vinum bonum deorum donum (Ein guter Wein ist ein Geschenk der Götter). Mal ehrlich, so jemand kann kein schlechter Mensch sein. Und selbst wenn doch: Wer will das wissen? Der Typ hat Geschmack!
Wer dazu noch Rebsorten, Anbaugebiete und erlesene Weine, wie Château Lafite Rothschild, Château Mouton Rothschild, Château Margaux und Château Pétrus plus deren bessere Jahrgänge unterscheiden und passend zum Essen auslesen kann, genießt selbst die Anerkennung von Sommeliers. Keine Frage, ein solches Brimborium ist ein absurder, eitler Ritus. Aber das ist Porsches auf Behindertenparkplätzen abzustellen auch. Nur dass das Weinwählen die größere intellektuelle Leistung erfordert.