Im Grunde war es allerdings gar nicht ihre Idee, sondern die von Pater Kermann, der unter der Regierung Ludwigs XVI. nach Brasilien ausgewandert und dort als Arzt arbeitete. Als er von seiner Reise ins Bordelais zurückkehrte, brachte er nicht nur zahlreiche Eindrücke mit, sondern auch exotische Früchte, darunter die sogenannte Chinarinde und das Wissen um deren Wirkung.
In seiner Heimatstadt stellte er daraus aromatische Liköre her, die er – wie seinerzeit üblich – als Stärkungsmittel verkaufte.
Auf ihren Geschäftsreisen in die Weinhandelsmetropole Bordeaux lernten die Brüder Lillet Rezepte des Paters kennen und begannen seine Getränke mit den erlesenen Rebensäften ihres Hauses zu mischen.
Das endgültige Produkt bestand zu 85 Prozent aus weißem Bordeaux-Wein und zu 15 Prozent aus leicht bitter schmeckendem Likör. Der Name dafür: "Kina Lillet".
Der Mix entwickelte sich rasch zum angesagtesten Getränk seiner Zeit. Es wurde sowohl bei offiziellen Empfängen als auch zu großen gesellschaftlichen Anlässen getrunken und dort auf verschiedene Arten kredenzt.
Um den Bekanntheitsgrad und den Absatz des neuen Kult-Getränks zu steigern, gab das Haus Lillet eine Werbekampagne in Auftrag. Ausführender Künstler war der französische Maler Robert Wolff, der als "Robys" eine Reihe heute noch bekannter Plakate entwarf.
Sie verhalfen dem verhältnismäßig kleinem Familienbetrieb der Lillets und ihrem "Kina" zu einem Siegeszug durch ganz Europa. Lediglich auf dem britischen Markt zeigte das Getränk einen recht verhaltenen Absatz.
Lillet Rezeptur: Die komplizierte Herstellung
Egal, welche Lillet-Sorte Sie heute trinken: Jede einzelne folgt einem streng reglementierten Verfahren der Urheber: Für die Herstellung des Lillet-Likörs werden sorgfältig ausgewählte Schalen verschiedener Zitrusfrüchte (Orangen und Pomeranzen hauptsächlich) und Chinarinde mehrere Monate lang in Alkohol eingelegt (Fachbegriff: mazeriert) und manuell ausgepresst.
Anschließend wird das fertige Getränk nach einem geheimen Rezept mit weißem oder rotem Bordeaux-Wein gemischt und so lange gerührt, bis sich die Komponenten des Lillets vollständig verbunden haben.
Diese bestehen nach wie vor zu…
- 85 Prozent aus Weinen (meist aus den Rebsorten Semillion und Sauvignon Blanc) und zu
- 15 Prozent aus Fruchtlikören
Zur anschließenden Reifung verbleibt der Lillet mehrere Monate in traditionellen Eichenfässern, wo er seine typischen Aromen entfaltet. Im letzten und entscheidenden Schritt werden die Cuvées zusammengestellt und geben den einzelnen Sorten ihren eigentlichen Charakter.
Zuletzt wurde die Lillet-Rezeptur 1990 etwas angepasst. Heute schmeckt der Aperitif nicht mehr süß und bitter, sondern leicht und fruchtig.