Weinfarben: Rotwein und Weißwein - WineAmigos

Weinfarben: Rotwein und Weißwein

April 20, 2023Simon Linke

Die Weinfarben sind eines der größten Unterscheidungsmerkmale von Wein überhaupt. Je nach Rebsorte, Herstellung und Alter unterscheidet sich die Farbe des Weins erheblich. Vor allem aber bei der allerersten groben Unterscheidung spielt die Farbe die größte Rolle: Handelt es sich um Rotwein, Weißwein oder Roséwein?

Allerdings gibt es hierbei oft schon den größten Irrtum: Weißwein stammt von grünen Trauben, Rotwein von roten. Der Satz gehört ins Reich der Weinmythen. Tatsächlich lassen sich aus den meisten roten Traubensorten auch Weißweine machen, denn der Saft ist meistens weiß. Die Rebsorten Dunkelfelder, Dornfelder, Cabernet Mitos und ein paar andere besitzen allerdings auch im Saft Rotanteile, sodass aus ihnen kein Weißwein gewonnen wird.

Weinfarben: Alter und Traubenschalen

Einer der berühmtesten Schaumweine der Welt wird sogar aus zwei roten Traubensorten hergestellt: aus dem roten Pinot Noir und dem ebenfalls roten Pinot Meunier sowie dem weißen Chardonnay entsteht – Champagner.

Was dem Wein die Farbe gibt, sind die Traubenschalen. Entscheidend für die Weinfarben ist also, wie lange der Saft mit diesen vergoren wird, oder wie man auch sagt: auf der Maische liegt.

Durch mechanisches Bearbeiten der Maische (Stoßen oder Umwälzen), lassen sich noch mehr Farbstoffe aus den Traubenhäuten gewinnen. Förderlich hierfür sind aber auch Alkoholgehalt, Gärtemperatur und der PH-Wert des Saftes.

Die Faustregel: Je mehr Alkohol, je höher die Temperatur und je tiefer der PH-Wert, desto kräftiger die Weinfarbe.

Weinfarben: Was die Weinfarbe über das Alter verrät

Die jeweiligen Weinfarben gehören nicht nur zum Charakter jedes Weins, sie verraten mitunter auch viel über dessen Alter und Konsistenz. Tatsächlich lässt sich schon mit Hilfe der Weinfarben – grob – das Alter eines Weines bestimmen. Dabei verhalten sich Rotwein und Weißwein allerdings genau gegensätzlich:

  • Rotwein wird mit steigendem Alter heller. Oft kommt allerdings noch ein Braunstich hinzu.
  • Weißwein wird dunkler je älter er wird.

Zudem besitzen ältere Weine eine größere Farbdifferenz zwischen dem Kern und der äußeren Kante im Weinglas. Man könnte auch sagen: Der Wasserkranz am Rand wird zur Mitte hin breiter.

Rotweinfarben-Übersicht: Von Hellrosa bis Blauschwarz

Rotwein ist nicht gleich Rotwein. Das Spektrum der Rotweinfarben ist enorm breit und reicht von einem hellen Rosa bis hin zu einem tiefen "Schwarz" oder "Blauschwarz".

 

Von Weinkennern werden die Rotweinfarben dann meist nach diesen zehn Farbnuancen unterschieden – von hell bis dunkel:

  • Hellrosa
  • Pink
  • Hellrot
  • Ziegelrot
  • Rubinrot
  • Kirschrot
  • Granatrot
  • Purpur
  • Violett
  • Blauschwarz
  • Dazu können Sie sich allerdings merken, dass Rotweine aus besonders warmen Regionen (zum Beispiel Spanien, Italien, Australien) in der Regel dunkler sind als Rotweine aus kälteren Anbaugebieten (Deutschland, Neuseeland). Ebenso sind tanninhaltige Rotweine dunkler als leichte Rotweine.

    Roséweinfarben-Übersicht: Von Lachs bis Süßkirsche

    Der Roséwein – von manchen zu Unrecht als Unwein (nicht Rot nicht Weiß) geächtet – ist ein wunderbarer Terrassenwein und eine willkommene, oft fruchtbetonte Abwechslung im Weinmarkt. Er wird allerdings – im Gegensatz zu manchen Weinmythen – nicht etwa aus halbroten Trauben hergestellt oder indem man Rotwein mit Weißwein mixt. Die Färbung hängt in erster Linie davon ab, wie lange der Saft auf der Maische liegt – also auf den ausgepressten Beerenschalen. Denn darin liegen die Farbstoffe.

    Entsprechend weisen Roséweine ein breites Farbspektrum auf – von Lachsfarben bis hin zu Kirschrot:

    Auch hier lassen sie sich die verschiedenen Rosé-Farbnuancen mit den folgenden Farbtönen beschreiben:

  • Lachs
  • Grapefruit
  • Blutorange
  • Himbeere
  • Erdbeere
  • Johannisbeere
  • Pink
  • Tomate
  • Süßkirsche
  • Aber: An der Farbe des Rosés lässt sich dessen Qualität nicht ablesen. Die jeweilige Tönung hängt allein mit der Herstellung zusammen. Über den Geschmack oder die Güte des Weins sagt sie nichts aus.

    Weißweinweinfarben-Übersicht: Von Hellgelb bis Gelbbraun

    Junger, trockener Weißwein zum Beispiel ist hell bis farblos, Spätauslesen, alte Weine, aber auch Dessertweine dagegen tendieren farblich zu Gelbgold bis Bernsteinfarben.

    Das liegt zum Teil an den Rebsorten (ein Sauvignon Blanc ist in der Regel blasser mit grünlichen Reflexen, ein Chardonnay wirkt gelblicher), aber natürlich auch am Holz der Barriques, also der Holzfässer, in denen die Weine einst gereift sind. Nach spätestens vier Monaten Ausbau im Fass bekommt junger Wein bereits einen gelblichen Ton.

    Entsprechend unterscheiden sich auch hier die Weißweinfarben erheblich – siehe Farbskala:

    Auch hier unterscheiden Weinkennr den Weißwein nach elf Farbunterschieden, die so spezifiziert werden – auch wieder von hell nach dunkel:

  • Farblos
  • Hellgelb
  • Grüngelb
  • Zitronengelb
  • Strohgelb
  • Blassgold
  • Grüngold
  • Gelbgold
  • Altgold
  • Bernstein
  • Gelbbraun
  • Auch hierbei können Sie sich zur Unterscheidung der Weinfarben ein paar einfache Regeln merken:

    • Junge, trockene Weißweine sind meist hellgelb mit grünen Reflexen.
    • Ältere Weißweine, die im Barrique ausgebaut wurden schimmern zunehmend Gelbgold bis Bernsteinfarben.
    • Dessertweine (Beerenauslesen, Eiswein) sind durchweg dunkler als trockene mittelalte Weißweine.

    Extra-Tipp: Hat der Wein auch Glanz?

    Fortgeschrittene bestimmen nicht nur die Weißweinfarbe, sondern auch den sogenannten Glanz. Mit diesem lässt sich – grob – der Säuregehalt des Weins bestimmen: Je funkelnder der Wein, desto mehr Säure enthält er; wirkt der Wein dagegen eher matt, ist er älter und reifer.

    Aber Achtung: Ausgereifter Wein darf allenfalls „matt“ schimmern, nicht trübe sein. Das wiederum könnte andeuten, dass der Wein nicht mehr gut und genießbar ist. Generell gilt die Faustregel: Je höher die Qualität des Weißweins, desto klarer, glänzender und reiner ist und schimmert er. Minderwertige Weine dagegen weisen Schlieren auf, wirken trübe und gebrochen – oder wie man auch sagt: blind.

    Weinfarben bestimmen: Der ultimative Tipp

    Um die oben genannten Nuancen und Weinfarben zu erkennen und zu bestimmen, reicht es meist nicht aus, einfach nur ins Weinglas zu schauen. Besser ist es, Sie halten den Wein beziehungsweise das Weinglas vor einen hellen, nicht gemusterten Hintergrund – idealerweise ein weißes Blatt Papier. Dazu sollten Sie zudem diffuses Tageslicht (keine direkte Sonneneinstrahlung) nutzen. Auch das ist besser als Kunstlicht oder Kerzenschein.

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