Tiefrot, temperamentvoll, traditionsreich – so ist Spaniens wichtigste und berühmteste Rotweinsorte: Tempranillo.
Angebaut wird die Tempranillo-Traube dort schon seit dem Mittelalter. Es sollen Mönche gewesen sein, die in der Rioja-Region erste Rebstöcke gepflanzt haben. Die bis heute andauernde Popularität erschließt sich schon aus dem Namen: Temprano bedeutet "früh", Tempranillo als Diminutiv spielt auf die vergleichsweise kleinen Beeren an. Sie lassen sich früher als andere reif ernten und sorgen so schon seit Jahrhunderten dafür, dass selbst in Jahren, in denen der Wettergott vielen Winzern nicht wohlgesinnt ist, der Weinkeller qualitativ hochwertigen Nachschub bekommt.
Unsere Tempranillo-Empfehlungen:
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Herkunft des Tempranillos: Wo kommt die Traube ursprünglich her?
Lange Zeit gingen die Experten davon aus, dass die Zisterziensermönchen diese Reben aus dem Burgund mitgebracht hatten – als Pendant zum französischen Cabernet Sauvignon.
Mittlerweile aber lassen die modernen Methoden der DNA-Untersuchung darauf schließen, dass der Tempranillo ein genuin spanisches Gewächs ist – entstanden vor gut 1000 Jahren aus der zufälligen Kreuzung der Weißweinrebe Albillo Mayor mit der rote Traube Benedicto.
Diese erst seit 2012 belegte Herkunftsgeschichte liefert auch Argumente dafür, warum der Tempranillo abseits seiner Hauptanbaugebiete in Spanien und Portugal eigentlich nie die Qualität erreicht, für die er weltweit so berühmt wurde.
Allerdings machen seit einigen Jahren junge Winzer aus Kalifornien mit inspiriertem Tempranillo von sich reden. Da könnte also noch was kommen…
Tinto Fino, Cencibel, Tempranilla – Ein Wein mit vielen Namen
Auch wenn die genetische Herkunft des Tempranillo geklärt scheint – bei seinem Namen herrscht weiterhin bunte Vielfalt. Tatsächlich existieren für die edle Rebsorte zahlreiche Namen und Synonyme – je nachdem, in welcher Region man sich befindet. Darunter etwa so blumige Namen wie…
- Albillo Negro
- Aldepenas
- Aragon
- Aragonez
- Arinto Tinto
- Cencibel
- Chinchillano
- Garnacho Fono
- Jacibiera
- Negretto
- Tinta Del Pais
- Tinto Fino De Madrid
- Valdepenas
In Südamerika zum Beispiel rinnt die Sorte wiederum unter der Bezeichnung Tempranilla aus der Flasche.
Die Winzer in europäischen Anbaugebieten behelfen sich dagegen bei Namensgebung mit dem Begriff "Tinto" (übersetzt: Rotwein, weinrot) sowie dem Zusatz des Familiennamens, des Ortsnamens oder auch einfach der Ergänzung "fino" für fein.
So heißt die Tempranillo-Traube etwa…
- in Katalonien: Ull de Llebre oder Ojo de Liebre
- im Douro-Gebiet in Portugal: Tinta Roriz
- im Alentejo (östlich von Lissabon): Aragonês oder Aragonêz
Für den Tempranillo existieren allerdings auch deshalb Dutzende von Synonymen, weil er überwiegend für Cuvées genutzt wird und eher selten sortenrein in den Handel gelangt.
Tempranillo Verbreitung: Die Anbauflächen der Weinsorte
Die rote Rebsorte hat ihre Heimat in Spaniens Rioja-Region mit rund 115.000 Hektar Anbaufläche. Sie wird aber im ganzen Land kultiviert, beispielsweise ebenso rund um Valencia oder in Katalonien und der Region an den an den Pyrenäen.
Das zweitwichtigste Weinland für die Traube ist Portugal.
Weitere Anbaugebiete in Europa finden sich im deutlich kleineren Maßstab in Frankreich und der Schweiz. Weltweit sind es insgesamt mehr als 200.000 Hektar, auf denen sich Winzer um ihren Tempranillo kümmern – von Kalifornien bis Südamerika mit seinen spanisch-portugiesischen Wurzeln.
Bis heute sind sich die Sommeliers aber weitgehend einig darüber, dass der beste Tempranillo aus Rioja stammt, wo die Böden den typischen Geschmack hervorbringen und die Erfahrung im Weinkeller aus dem bloßen Traubensaft große Geschmackserlebnisse zaubert.
Tempranillo Steckbrief: Geschmack und Aromen
Es ist gut möglich, dass Sie die Tempranillo-Traube schon roh verkostet haben. Tatsächlich werden die stabilen und mittelgroßen Früchte auch schon mal als Tafeltrauben an der Obsttheke angeboten. Oft schmecken die Trauben pur etwas nach Kräutern bei angenehmer Balance zwischen Süße und Säure. Den jeweiligen Boden schmecken Genießer in jedem Fall mit.
Der Winzer schätzt die feste Schale und das feste Fruchtfleisch, was diese Traubensorte so robust macht. Die dunkle Rotweinfarbe, die zwischen einem Purpur und Blauschwarz changiert, ist ein weiteres charakteristisches Merkmal.
Bei Weinliebhabern punktet Tempranillo vor allem mit seinem kräftigen Geschmack, der zu alledem enorm duftig bleibt. Die Tanine, die Tempranillo-Weine oft ausweisen, bleiben zudem eher weich.
Und das, obwohl die spanischen Winzer ihre Weine üblicherweise noch einige Jahre im Barriquefass ausbauen, wo dann noch feine Noten von Zimt und Vanille hinzukommen. Auch süßliche Tabakaromen, wilde Beeren oder Karamell lassen sich dann neben Röstaromen herausschmecken.
Insgesamt weißt Tempranillo-Wein also ein sehr kräftig-fruchtiges Bukett von roten Früchten (Kirsche, Brombeere, Schwarze Johannisbeere, selten auch Erdbeere) auf, zu dem sich würzig-süße Aromen gesellen (siehe Steckbrief):
Überdies sind die Weine lagerfähig. Wer seinen Tempranillo also noch ein paar Jahre im Weinkeller reifen lässt, wird sich anschließend über Dichte und Charakter des Weins freuen. Insbesondere die Erzeugnisse aus La Rioja erzielen unter Sammlern regelmäßig Preise, die sich mit denen aus Frankreich und Italien messen können.
Die spanischen Reifegrade von Wein
In Spanien steht übrigens Reserva für mindestens drei Jahre Reife vor dem Verkauf, davon eines im Fass, und Gran Reserva für fünf Jahre Reife, bevor er in den Handel kommt, davon mindestens zwei Jahre im Fass.
Als Verschnittpartner entfaltet sich Tempranillo perfekt
Trotz des enormen Potenzials (wir haben auf Weinbilly schon einige reinrassige Tempranillo-Weine vorgestellt), gelangt die Traube jedoch häufiger im Verschnitt in den Handel. In Spanien selbst wird er von den Winzern gerne mit…
- Garnacha
- Viura
- Merlot
- Mazuelo
…verschnitten. In Portugal rundet er den Portwein ab.
Der kräftige Körper der Traube dient bei diesen sogenannten Cuvées als Basis für einen gut strukturierten Wein. Die Nuancen der anderen Rebsorten verleihen dem Resultat schließlich die jeweils feinen Noten.
Dunkelrot und bouquetreich bleiben diese Weine dennoch. Sie eignen sich wegen ihres eher niedrigen Alkoholgehalts für alle Situationen vom Tischwein her bis hin zur feinen Begleitung für südländische Gerichte mit Röstaromen.
Ältere Jahrgänge lässt man nach dem Öffnen vor dem Ausschenken noch etwa 30 Minuten atmen (sogenanntes "karaffieren"), damit der Sauerstoff den vollen Geschmack des Weins herausarbeitet. Getrunken wird Tempranillo möglichst aus großen, bauchigen Rotweingläsern, die die Aromen breit an die Zunge bringen.
Foodpairing: Wozu passt Tempranillo-Wein am besten?
Den so vielfältigen Tempranillo als Allrounder unter den Rotweinen abzutun, würde ihm allerdings nicht gerecht. Zwar sind viele Abfüllungen unkompliziert. Wer aber etwas sorgfältiger aussucht, findet viele unterschiedliche Begleiter zu typischen Gerichten der iberischen Halbinsel.
Die feine Säure und der fruchtige Charakter des Tempranillos paaren sich bestens mit Grillfleisch aller Art, von Geflügel über Schwein hin zu Rind.
Auch Schmorgerichte aus Ziege oder Kaninchen harmonieren bestens mit dem Tempranillo. Und selbst bei einer gegrillten Dorade, gefüllt mit mediterranen Kräutern macht dieser Rotwein leicht gekühlt eine ordentliche Figur.
Wirklich aufblühen wird das vielseitige Temperament des Tempranillos aber erst zu einer reich gedeckten Tapas-Platte: Eingelegte Oliven, Feigen im Speckmantel, würziger Hartkäse, gegrilltes Gemüse, Kichererbsen und Artischockenherzen, Paprikaspieße und luftgetrockneter Schinken – all diese Köstlichkeiten, die in Spanien serviert werden, ergeben in der Mariage mit einem guten Tempranillo einen enormen Spannungsbogen am Gaumen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks wird Tempranillo gerne mit mexikanischen und südamerikanischen Aromen serviert: Tacos mit Rindfleisch, Quesadillas oder scharfe Bohnengerichte rufen geradezu nach den Röstaromen, die der Tempranillo aus der Reifezeit im Fass mitbringt. Dort werden aber auch Fleischgerichte mit Barbecue-Soßen, geröstete Maiskolben sowie Burritos dann mit dem spanischen Rotwein serviert – wenn es einmal kein kühles Bier sein soll.
Und ganz Unerschrockene probieren den trockenen Rotwein auch mit Schokoladendesserts. Echt jetzt – das schmeckt wunderbar!
Tempranillo Fehlgriff? So nutzen Sie ihn in der Küche
Da es Tempranillo-Weine oft schon für unter 5 Euro beim Discounter gibt, können Sie mit der Rebsorte kaum etwas falsch machen. Und falls doch: Der Wein empfiehlt sich ebenso für lang einköchelnde Tomatensoßen aller Art sowie als Grundlage für Schmorgerichte, bei denen Fleisch oder Geflügel im Rotwein gärgezogen wird.
Natürlich kann er auch für ein Rotweingelee benutzt oder in der Marinade für Grillfleisch mit Öl und Kräutern gemischt werden.
Tempranillo: Lebensfreude pur!
Sie merken schon: Wir sind begeistert von der Traube. Ihre Robustheit und Vielseitigkeit machen den Tempranillo zur unbestritten temperamentvollsten Rebsorte Spaniens.
Aber eben nicht nur dort. Gerade Weineinsteiger sollten sich auf das vielseitige Angebot einlassen. Oft wird der Tempranillo dann schon bald zur bevorzugten Weinwahl.
Wir haben auch einen Tempranillo probiert und empfehlen diesen gerne weiter: Marques de Riscal Vina Collada by Rioja DOCa Tempranillo trocken*
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