Spanischer Wein erfreut sich auf den Tafeln dieser Welt großer Beliebtheit. Er wird in zahlreichen Variationen – ob rot oder weiß, vollmundig oder leicht – unter idealen Bedingungen hergestellt. Bereits seit vielen Jahren steht Spanien damit an der Spitze der Länder mit den größten Anbauflächen weltweit: Rund eine Million Hektar des iberischen Landes werden für den Weinanbau genutzt. Zum Vergleich: In Frankreich sind es nur 792.000 Hektar und in Italien 690.000 Hektar.
In den vergangenen Jahren konnte nur China aufholen und setzte sich mit 799.000 Hektar Rebanbaufläche damit sogar noch vor Frankreich.
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Weinanbau in Spanien: Größte Anbaufläche weltweit
Das schmälert den Gewinn Spaniens durch den Verkauf von Weißweinen und Rotweinen jedoch nicht. Im Gegenteil: 2015 konnte Spanien seine Einnahmen sogar um 4,4 Prozent auf rund 2,6 Milliarden Euro steigern.
Obwohl der Weinanbau in den vergangenen Jahres etwas zurückgegangen ist, bleibt diese Sparte von immenser Wichtigkeit für Spanien. Spanischer Wein gibt nicht nur das ganz spezielle Lebensgefühl der Südländer wieder – er sorgt zudem für gute Exportzahlen, Arbeitsplätze sowie die Kultivierung des Landes.
Die Geschichte des spanischen Weinanbaus
Es ist nicht hundertprozentig geklärt, wann der Weinanbau in Spanien begann. Einige Quellen sprechen von Funden von Traubenresten auf der iberischen Halbinsel bereits 4000 Jahre vor Christus.
Als wahrscheinlichste Theorie gilt jedoch, dass die Phönizier vor 3000 Jahren das heutige Cádiz in Andalusien gründeten und dort mit dem Weinanbau und Handel begannen. Später zog es sie außerdem landeinwärts und die Phönizier kultivierten auch im heutigen Jerez Wein, welcher durch das warme Klima Andalusiens seine typische starke und süße Note bekommt.
Zudem hatte und hat spanischer Wein den Vorteil, dass er auch lange Reisen ohne schal zu werden überstand, was dem Händlervolk besonders zugute kam. Aufgrund dieser Tatsache und durch die gut vernetzten Handelswege der Phönizier wurde spanischer Wein bald zu einem Exportschlager im Mittelmeerraum sowie in Nordafrika.
Im Rahmen der Punischen Kriege übernahmen die Römer in Spanien die Macht, setzen aber die Weinproduktion fort. Durch die neuen Einflüsse und Techniken der Römer, die der Flüssigkeit beispielsweise Harze oder aromatische Essenzen zufügten und diese in Amphoren lagerten, erhielt spanischer Wein um den beginn der christlichen Zeitrechnung einen ganz eigenen, fruchtigen Geschmack teilweise mit einem rauchigen Aroma.
Nach dem Untergang Roms im fünften Jahrhundert n. Chr. und dem damit verbundenen Einfall nordischer Barbaren und später der Araber stagnierte der Weinanbau in Spanien, vor allem weil Letztgenannte aufgrund ihres muslimischen Glaubens keinen fermentierten Alkohol trinken dürfen.
Der Weinanbau wurde allerdings nie vollständig eingestellt. Die muslimischen Herrscher erlaubten den spanischen Christen zumeist, ihre Kultur fortzuführen. Im Verlaufe der Reconquista ab dem 11. Jahrhundert entwickelte sich die Herstellung spanischen Weins dann wieder stetig weiter, was vor allem den Mönchen zu verdanken war, die die Weintradition Spaniens wieder aufleben ließen.
Im 19. Jahrhundert erfuhr die Weinindustrie in Nordeuropa dann einen Rückschlag, diesmal jedoch nicht durch menschliche Hand. Vielmehr bedrohte die Reblaus zahlreiche Ernten und vor allem französische Winzer sahen keine andere Möglichkeit, als sich südlich der Pyrenäen anzusiedeln.
So brachten sie verschiedene Rebsorten sowie Techniken nach Spanien, wodurch sich spanischer Wein erneut weiterentwickelte. In La Rioja sind auch heutzutage beispielsweise noch Cabernet-Sauvignon-Weinberge zu finden.
Als die Reblaus dann auch die iberische Halbinsel erreichte, war bereits eine Lösung gefunden, den Schädling zu bekämpfen. So blieben zahlreiche spanische Winzer und ihre Weinberge verschont.
Im 20. Jahrhundert sorgten dann der Erste und Zweite Weltkrieg für einen Stillstand der spanischen Weinindustrie.
Diese erholte sich erst in den Fünfzigerjahren wieder – jedoch rapide. Zahlreiche Pioniere arbeiteten hart daran, den spanischen Weinanbau zu revolutionieren, Gesetze zu schaffen, um Qualität zu garantieren, sowie die neusten Techniken einzuführen.
Dadurch kann spanischer Wein heute problemlos mit jenem anderer Länder wie zum Beispiel Frankreich oder Italien mithalten. Spanische Winzer vergessen dabei nie die lange Tradition des Weinanbaus auf der iberischen Halbinsel – was Kenner durchaus herausschmecken können, wenn sie ein Glas spanischen Rot- oder Weißweins genießen.
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Spanischer Wein: Karte der wichtigsten Anbaugebiete
Spanien kann mit bekannten Weinanbaugebieten, die über das gesamte Land und sogar die Kanarischen Inseln verteilt sind, aufwarten.
Einen großen Namen hat sich beispielsweise die Region Rioja gemacht, welche sich im Norden des südeuropäischen Staates befindet. Sie umfasst Teile der Regionen Navarra, La Rioja sowie des Baskenlandes und ist bekannt für den gleichnamigen Wein, welcher zu etwa 60 Prozent aus Tempranillo-Reben gewonnen wird.
Rioja ist zumeist rot, trocken und kräftig, aber auch Weißweine und Cava (der spanische Sekt) stammen oft aus Rioja. Wie bereits im Rahmen der Geschichte des spanischen Weins beleuchtet, spielte der Weinanbau besonders in Andalusien eine große Rolle.
Auch in der südlichsten autonomen Gemeinschaft Spaniens sind daher zahlreiche Bodegas zu finden wie etwa in Cádiz, Málaga oder Jerez, wo zudem der bekannte Jerez-Xérès-Sherry seinen Ursprung findet.
Spaniens größtes Weinanbaugebiet liegt jedoch in Kastilien-La Mancha: In Valdepeñas werden auf rund 30.000 Hektar Anbaufläche Tempranillo und Garnacha, aber vor allem auch Airén angepflanzt.
Am Atlantik im kühleren Norden Spaniens gelegen, bietet zudem Galicien mit Regionen wie Monterrei oder Rias Baixas gute Bedingungen für die Rebsorte Albariño. Hieraus werden spritzige Weißweine hergestellt, die Noten von Pfirsich, Apfel oder Birne aufweisen können (siehe auch Karte der Anbaugebiete).
Die Qualitätsstufen des spanischen Weins
Spanischer Wein kann nicht nur verschiedenen Regionen, sondern auch unterschiedlichen Qualitätsstufen zugeordnet werden.
Nach strengen Regularien werden etwa Weine mit der Bezeichnung D.O. (Denominación de origen) in der jeweiligen Region hergestellt. Dieses Siegel wird nur vergeben, wenn beispielsweise ausschließlich zugelassene Rebsorten für das jeweilige Gebiet genutzt werden, der Alkohol- und Restzuckergehalt stimmt sowie die Herstellungsmethode den Vorgaben entspricht.
Zurzeit existieren 64 D.O.-Regionen wie etwa "D.O. Campo de Borja – Aragón" oder "D.O. Utiel-Requena – Valencia".
Eine noch höhere Qualität weist darüber hinaus ein spanischer Wein mit der Bezeichnung D.O.Ca (Denominación de origen calificada) auf wie etwa der Rioja.
Daneben finden sich zahlreiche Tafelweine (Vino de Mesa (VdM)) sowie Landweine (Vino de la Tierra (VdlT)) im Repertoire der südeuropäischen Winzer.
Geachtet werden sollte zudem auf den Reifegrad.
Spanischer Wein, welcher mit "Vino joven" ausgezeichnet ist, hat zum Beispiel keine Fasslagerung erfahren. Wer diese jedoch bevorzugt, sollte auf dem Etikett nach Ausdrücken wie "Crianza", "Reserva" oder "Gran Reserva" suchen.
Roter spanischer Wein mit letztgenannter Auszeichnung muss beispielsweise mindestens zwei Jahren im Fass und drei Jahre in der Flasche gelagert worden sein (siehe Infografik).
Spanischer Wein: Typische Weißweinsorten
Spanischer Wein: Typische Rotweinsorten
Spanischer Wein: 3 bedeutende Rebsorten im Überblick
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Airén
Obwohl Spanien oftmals mit kräftigen roten Weinen in Verbindung gebracht wird, ist das Land auf der Iberischen Halbinsel jedoch der weltweit größte Produzent von Weißwein. So macht dann auch mit nahezu 20 Prozent die Weißwein-Rebsorte Airén den größten Teil der spanischen Weinproduktion aus.
Sie wird vor allem in der La-Mancha- und Valdepeñas-Region in Zentralspanien angebaut, trotzt selbst heißen Temperaturen und ist weitgehend anspruchslos. Dafür konnte aus dieser Rebsorte zumindest früher nur spanischer Wein geringer Qualität hergestellt werden, so dass Airén oft mit anderen Rebsorten gemischt oder für die Produktion von Brandy genutzt wurde. Durch ausgereiftere Techniken können jedoch heutzutage bessere Ergebnisse erzielt werden.
Steckbrief
- Art: Weißwein
- Farbe: Hellgelb
- Säuregehalt: Niedrig
- Geruch: Nuancen von Bananen, Äpfeln oder Zitronen
- Geschmack: schwach, aber erfrischend
- Alkoholgehalt: zwischen 13 und 14 Prozent
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Tempranillo
Das Aushängeschild Spaniens unter den Rotweinsorten ist sicherlich die Tempranillo. Diese wird vor allem in der Rioja-Region angebaut, wo spanischer Wein mit dem gleichen Namen zur Reifung gelangt. Dabei wird die Tempranillo oftmals mit Grenache oder Mazuelo verschnitten.
Auch in Katalonien oder im Weinbaugebiet Toro ist die Rebsorte äußerst beliebt, kann sie sich doch den verschiedenen geologischen und meteorologischen Bedingungen in Spanien hervorragend anpassen. Es entstehen je nach Region duftig fruchtige, mittelstarke bis sehr kräftige Rotweine, die Aromen von Beeren, Kirschen oder Pflaumen aufweisen können.
Steckbrief
- Art: Rotwein
- Farbe: Dunkelrot
- Säuregehalt: Mittel
- Geruch: Brombeeren, Kirschen, Pflaumen oder Tomaten. Bei Lagerung im Barriquefass kommen Nuancen von Tabak, Vanille oder Rauch hinzu.
- Geschmack: fruchtig, duftig, leicht bis vollmundig, kraftvoll, viel Tannin
- Alkoholgehalt: um 13 Prozent
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Garnacha
Eine weitere für Spanien wichtige Rotweinsorte ist die Garnacha, die vor allem in Navarra und auch im Priorato in Katalonien sowie in der Stadt Calatayud in Aragonien angebaut wird.
Unter extremen Bedingungen mit viel Hitze und Wind ist diese Rebsorte zwar wenig ertragreich, liefert dafür aber hoch konzentrierte, fruchtige und tanninarme Weine, die oftmals mit Tempranillo oder Shiraz verschnitten werden. In sonnenreichen Regionen wie Catalyud wird die Garnacha oft erst spät geerntet und weist dadurch einen hohen Zuckergehalt auf, was später zu einem hohen Alkoholgehalt führt.
Ein spanischer Wein, welcher mit diesen Trauben hergestellt wurde, weist typischerweise ein angenehmes Zimtaroma auf sowie den Duft nach Grapefruit und Beeren.
Steckbrief
- Art: Rotwein oder Rosé
- Farbe: Blasses Kirschrot
- Säuregehalt: Mittel
- Geruch: Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren, Grapefruit, Zimt, Pfeffer oder Tabak
- Geschmack: Vollmundig, geringer Tanningehalt
- Alkoholgehalt: zwischen 13 und 16 Prozent